Bei CordenPharma in Fribourg (Schweiz) ist Rost ein unvermeidbarer Teil der Produktions- und Verpackungsprozesse. Der Standort, den die CDMO im Februar 2022 von Vifor Pharma übernommen hat, produziert unter anderem Venofer, ein Arzneimittel gegen Eisenmangel in Solida-Form. Hauptbestandteil: Eisensaccharose.

Dieser spezielle Wirkstoff hat es in sich und stellt das Pharma Packaging bei Corden gleich vor mehrere Herausforderungen: Die Tabletten sind mit einem Durchmesser von 18 Millimeter nicht nur relativ groß, sondern auch brüchig und staubig. Ein besonders sensibles Produkthandling ist notwendig – und ein sicherer Schutz des Bedienpersonals vor den Stäuben. Zudem müssen alle Flächen leicht zu reinigen sein. Weißer Kunststoff? Besser nicht, denn er würde sich innerhalb kürzester Zeit rotbraun verfärben. Stattdessen kommen in der Produktion Glas und Edelstahl zum Einsatz.

„Bei allen Herausforderungen während der Produktion und der Verpackung darf man nicht vergessen, wie wichtig Präparate gegen Eisenmangel sind. Immer mehr Menschen – darunter viele Vegetarier und Veganer – können nicht so viel Eisen aufnehmen, wie sie benötigen“, Sébastien Kunetka, Maintenance Manager bei CordenPharma. „Der Bedarf steigt weltweit stark an.“

Vor diesem Hintergrund entschied sich Corden, in den Ausbau seiner Pharma-Packaging-Kapazitäten zu investieren und Ende 2020 zwei neue Linien bei Uhlmann zu bestellen: eine IBC 150 zur Verpackung von Solida in Flaschen sowie eine Blisterlinie BEC 400.

Hochmoderne Pharma-Produktion mit Rost – wie kann das sein?

Untergebracht wurden die Linien in einem neuen, besonders nachhaltigen Holzgebäude. Den Bau errichteten ortsansässige Zimmereien und Schreinereien aus Holz der näheren Umgebung. Er ist nicht nur umweltfreundlich, sondern durch den modularen Aufbau auch sehr flexibel in der Raumgestaltung.

Sanft, sanfter, Uhlmann

Doch bevor die Linien einziehen konnten, mussten die Teams bei Corden und Uhlmann zunächst ein Gesamtkonzept entwickeln, um Staub- und Rostentwicklung einzudämmen. Im abgetrennten Primärbereich herrschen heute eine reduzierte Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Zudem wurden bei beiden Linien umfangreiche Absauganlagen installiert. Um das Bedienpersonal nicht nur vor Staub, sondern auch vor Lärm zu schützen, sind drei Absauganlagen und das Kühlaggregat in einem separaten Technikraum untergebracht.

„Unsere Wahl fiel auf die IBC und die BEC, weil beide Linien einfach zu verschutzen sind. Außerdem sind die Maschinen kompakt und platzsparend – ein großer Pluspunkt in unserer beengten Produktion“, erklärt Sébastien Kunetka. 18 Millimeter Durchmesser, brüchige Konsistenz – da ist beim Handling höchste Sensibilität geboten. Um Tablettenbruch zu vermeiden und die Staubentwicklung schon von Anfang an gering zu halten, zogen die Uhlmann-Experten alle Register. Zum Beispiel bei der Flaschenlinie IBC 150:

  • pro Flasche werden bis zu drei Dessicant-Beutel eingelegt – neben dem Schutz vor Feuchtigkeit bilden sie ein Polster auf dem Flaschenboden
  • ein Tablift befördert die Tabletten per Shuttle zu den zwei Zählmodulen
  • auf der Sortierplatte werden beschädigte Tabletten vom Kamerasystem BottleChrom erkannt und ausgeschleust
  • die Zählmodule arbeiten mit geringen Fallhöhen, sodass Tablettenbruch verhindert wird
  • als Transportschutz wird in jeder Flasche ein Wattebausch zugeführt
  • ein Deckel mit Aluminiummembran wird auf die Flasche geschraubt und die Membran über Induktion gesiegelt – ein perfekter Schutz gegen Feuchtigkeit
  • ein Retorker zieht den Deckel anschließend fest
     

Sanft geht es auch bei der Blisterlinie BEC 400 zu. Auch hier gelangen die Tabletten über einen Tablift in die Zuführung SimTap 4, die die Produkte gezielt und staubarm in die Höfe der Alu-Alu-Blister ablegt.

Das Inspektionssystem VisioRead kontrolliert Anwesenheit, Unversehrtheit und Farbe der Tabletten. „Die Eisenpräparate sind zweifarbig mit unregelmäßigen Punkten – eine Herausforderung für jede Kamera. Aber wenn das System exakt eingelernt wird, kann auch hier eine sehr hohe Sicherheit erreicht werden“, so Roberto Zürcher.

Verpackungslinie für Solida in Flaschen, Faltschachteln bis zur Palette.

Damit die leicht brüchigen Tabletten ganz beim Patienten ankommen, führt das IBC 150 (1) bis zu drei Dessicants zu, die Fallhöhen am Tablettenzähler wurden verringert und ein Wattebausch bietet zusätzlichen Schutz. Kartonierer C 2155 und Endverpacker ECP 12 (2) verarbeiten die befüllten Flaschen zuverlässig, das integrierte Track & Trace System sichert die eindeutige Nachverfolgbarkeit jeder einzelnen Flasche.

Verpackungslinie für Solida in Blister, Faltschachteln bis zur Palette mit Pharmatrennung:

Blistermodul des BEC 400 im Primärbereich (1), Kartonierer C 2155 (2) und Endverpacker ECP 12 (3) im Sekundärbereich. In die Linie integriert: Uhlmann Track & Trace von der Faltschachtel bis zur Palette.

Liniengedanke konsequent umgesetzt

Das sensitive Präparat ist luftdicht verpackt in Flaschen oder Alu-Alu-Blister. Wie geht es jetzt weiter? „Uns war es wichtig, den Liniengedanken konsequent umzusetzen – von der Zuführung bis zur Palette“, betont Sébastien Kunetka. Entsprechend baute Corden mit Unterstützung von Uhlmann zwei durchgängige, über je ein Steuerungssystem vernetzte Pharma-Packaging-Linien auf:


Flaschenlinie IBC 150 mit
 

  • Etikettierer L 180 zum Aufdruck variabler Daten
  • Kartonierer C 2155 mit Heißleim-Verschluss
  • Zuführung für vorgefalzte Prospekte
  • Kartonsammelpacker ECP 12 mit Palettierermodul und zwei Palettenplätzen
  • integriertem Track & Trace


Blisterlinie BEC 400 mit
 

  • Blistermodul, SimTap Zuführung und Vorbereitung zur Pharmatrennung
  • Kartonierer C 2155 mit Heißleim-Verschluss, der auch einfach auf Steckverschluss umrüstbar ist
  • Zuführung für vorgefalzte Prospekte
  • Kartonsammelpacker ECP 12 mit Palettierermodul und zwei Palettenplätzen
  • Bulk-Austragung optional montierbar
  • Integriertem Track & Trace


Seit Frühjahr 2022 sind die beiden Linien in Fribourg in Betrieb. „Das Feedback von Corden ist sehr positiv, sowohl zum Projektverlauf als auch zur Leistung der Maschinen. Wir konnten zeigen, dass es für alle Produkte einen optimalen Verpackungsprozess gibt – auch bei hohen Anforderungen“, freut sich Roberto Zürcher.

 

 

 

Sébastien Kunetka, Maintenance Manager bei CordenPharma, gibt Einblicke über den Entscheidungsprozess bei der Anschaffung neuer Linien und erläutert, warum sich CordenPharma für Uhlmann entschieden hat.

Welche Anforderungen haben Sie an einen Anbieter von Pharma Packaging?
Wenn man ein Projekt zur Anschaffung einer neuen Produktionslinie in Angriff nimmt, verspricht einem jeder Anbieter die besten Maschinen der Welt. Das ist aus verschiedenen Blickwinkeln sicherlich richtig, aber jede Lösung hat ihre Vorzüge und Nachteile. Das Wichtigste bei der Auswahl einer Linie, die 15 Jahre lang betrieben werden soll, ist ein tiefgreifendes Verständnis für Ihre Bedürfnisse, eine hervorragende Kenntnis Ihrer Umgebungsbedingungen und Ihrer Prozesse. Der beste Anbieter ist derjenige, der Ihre Anforderungen und Bedürfnisse versteht und die optimale Lösung findet.

Aus welchen Gründen haben Sie sich für Uhlmann entschieden?
Ursprünglich waren wir an Uhlmann interessiert, weil das Unternehmen einen international anerkannten Ruf genießt. Dann konnten wir eine Blisterlinie in Betrieb sehen und erhielten sehr positive Rückmeldungen von einem anderen Unternehmen unserer Gruppe. Entscheidend für mich als Projektleiter war aber die Ernsthaftigkeit und Professionalität des Uhlmann-Teams in den Gesprächen, die Antworten auf unsere URS (User Requirement Specification) und die Ausarbeitung des Angebots.

Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Ich habe unsere Wahl nie bereut. Ich könnte eine schöne Geschichte darüber erzählen, dass der beste Lieferant derjenige ist, der ein Projekt ohne Probleme und pünktlich fertigstellt. Aber jeder, der schon einmal an einem Projekt dieser Komplexität beteiligt war, weiß, dass unvorhergesehene Ereignisse unvermeidlich sind. Für mich zeichnet sich ein guter Lieferant nicht dadurch aus, dass es keine Probleme gibt, sondern dadurch, wie er mit ihnen umgeht. Ich war sehr beeindruckt von der Fähigkeit von Uhlmann, Probleme zu lösen und Termine einzuhalten.

"Ich war sehr beeindruckt von der Fähigkeit von Uhlmann, Probleme zu lösen und Termine einzuhalten."

Sébastien Kunetka, Maintenance Manager bei CordenPharma

Ausgabe 13/2023: Gib Rost keine Chance!

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